Das ist so eine Sache mit der Angst. Wer sie hat, ist eigentlich doppelt bedient. Erstens eben, weil er Angst hat und zweitens aufgrund der Reaktion seiner Umwelt. Denn diese kann die Angst womöglich missverstehen, verlachen, bewusst ignorieren oder überhaupt nicht wahrnehmen. Angst lässt uns verrückte Dinge tun, die sich nach außen oder auch nach innen richten. So kann es sein, dass Sie aus Angst eine kleine Spinne töten oder den Staubsauger an die Wand werfen, weil die Spinne in der Zwischenzeit das Weite gesucht hat. Es kann aber auch sein, dass Ihnen die Angst auf den Magen schlägt oder Sie sich die Fingernägel abbeißen, bis es blutet.
Angst löst bei Menschen und Hunden dieselben Aktivitäten von Hormonen, Botenstoffen, Nervenzellen etc. aus und wir dürfen getrost davon ausgehen, dass sie sich auch ganz ähnlich dabei fühlen wie wir. Angst ist nicht verhandelbar. Wenn Ihr Hund Angst hat, sollten Sie das ernst nehmen und ihm helfen, die Angst zu überwinden, auch wenn Sie seine Angst nicht teilen. Lange Zeit hat es geheißen, man müsste die Angst des Hundes ignorieren, um sie nicht zu verstärken. Heute wissen wir, dass das völliger Unsinn ist, weil eine Emotion (Angst) nicht durch Zuwendung verstärkt werden kann. Oder wird Ihre Angst vor Dunkelheit schlimmer, wenn der Partner, die PartnerIn Sie bei der Hand nimmt?
„Da muss er durch!“ ist ebenfalls nicht hilfreich, wenn Ihr Hund Angst hat. Die Gefahr ist groß, dass Sie dadurch alles noch viel schlimmer machen. Ihr Hund ist darauf angewiesen, dass sie sein Angst erkennen und ernst nehmen. Er macht kein Geheimnis daraus, wie es ihm geht, sondern zeigen Ihnen durch Mimik und Gestik, wie es um ihn bestellt ist. Wenn Sie als HundehalterIn diese Calming Signals, Beschwichtigungssignale, lesen lernen, ist das eine wichtige Voraussetzung, um Ihren Hund zu unterstützen. Denn Angst (bei Menschen und Hunden) zeigen zu können, ist immer mit der Bitte um Hilfe verbunden.