Von Konsequenz und anderen schlimmen Wörtern im Hundetraining kann ich vor allem nach Vorträgen und anderen Unterhaltungen in größerer Runde berichten, bei denen ich die Gesichter meiner Zuhörerschaft vor mir habe.

Mit der Sprache ist es so eine Sache. Das eine oder andere Wort erlangt im Laufe der Zeit eine Bedeutung, die seiner ursprünglichen Aussage nicht gerecht wird.

 

Als HundetrainerInnen sind wir zur Vermittlung von Informationen und Ideen vor allem auf das gesprochene Wort angewiesen und erleben, wie die schönste Erklärung daran scheitert, dass der/die Angesprochene ein – nun ja nennen wir es – alternatives Verhältnis zu einem bestimmten Wort hat.

 

Konsequenz

„Konsequenz“ ist so ein Wort. So manchen Menschen habe ich schon zusammenzucken sehen bei der Verwendung des Wortes „Konsequenz“. Sofort wird an unangenehme Konsequenzen gedacht, zum Beispiel an „strafen“. Doch darum geht es gar nicht. Vielmehr geht es darum, ein Ziel zu verfolgen, eine klare Aussage zu tätigen, eine eindeutige Anweisung zu erteilen – und entsprechend zu reagieren. Je nachdem, ob der Anweisung Folge geleistet wurde oder nicht, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht. Konsequenz bedeutet nicht, den Hund anzuschreien oder zu maßregeln, wenn er ein Signal nicht befolgt. Konsequenz bedeutet vielmehr, dem Hund verständlich mitzuteilen „du hast es richtig gemacht“ oder „sorry, leider falsch“.

 

Führung

„Führung“ ist auch so ein Wort. Gerade in der deutschen Sprache haben Worte wie Führung, Führerschaft, Führungsqualität einen gewissen Klang. Dabei sind Führungsqualitäten unerhört wichtig – gerade für HundehalterInnen. Führung bedeutet zum Beispiel, jemanden zu motivieren, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Führung bedeutet, Vorbild zu sein und Vertrauen zu erwecken. Es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen, nicht nur für den oder die Geführten – also in unserem Fall den Hund -, sondern auch dafür, Situationen bewusst zu gestalten und für günstige Rahmenbedingungen zu sorgen.

Üben

„Üben“: Eigentlich ein ganz harmloses Wort, doch der Klang alleine sorgt bei manchen Menschen schon für Schweißausbrüche. Dabei muss üben gar nicht so mühselig sein, wie wir es möglicherweise in der Schulzeit erlebt haben.

Üben kann richtig Spaß machen, vor allem dann, wenn man die Erfolge auch tatsächlich als solche wahrnimmt, die man dabei macht.

 

Kommando

 „Kommando“ ist ein Wort, das bei HundetrainerInnen in Ungnade gefallen ist – zumindest bei denen, die zeitgemäß arbeiten. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich meine. Denn das Wort Kommando weckt eine Vorstellung von „blindem Gehorsam“ und noch dazu „wie aus der Pistole geschossen“. Inzwischen verwenden gewaltfrei arbeitende TrainerInnen und HundehalterInnen bevorzugt das Wort „Signal“. Aufgrund seiner ursprünglichen Bedeutung „Zeichen“ (Signum) ist es auch wirklich gut gewählt. Ein Zeichen kann, – vorausgesetzt der Empfänger erkennt darin denselben vorher definierten Sinn wie der Gebende – sehr gut zur Übertragung von Informationen dienen.

 

Abrichten

Tatsächlich kann es passieren, dass die HundetrainerIn Ihres Vertrauens kurz nach Haltung ringt, wenn jemand von „Abrichten“ spricht. Ein Wort, das jedem modernen Hundemenschen Schnappatmung verursacht, drängt sich doch sofort die Assoziationen mit Kettenwürgern und anderen martialischen Hilfsmitteln auf. Nebenbei bemerkt, handelt es sich dabei durchwegs um Hilfsmittel, die hierzulande schon fast in Vergessenheit geraten wären, hätte sie nicht ein mittelamerikanischer Dogwalker aus der Versenkung geholt und fensehfein gemacht.

 

Aggression

Eines der ganz schlimmen Wörter ist „Aggression“. Dabei hat Mutter Natur sich wirklich etwas dabei gedacht, ihren Kindern ein gerüttelt Maß an Aggression mit auf den Weg zu geben. Denn Aggression ist ein biologisch fundiertes Verhaltensmuster, um mit womöglich gefährlichen oder herausfordernden Situationen umzugehen. Wie sähe Nahrungserwerb eines Beutegreifers ohne Aggression aus, wie der Schutz von Reviergrenzen oder der Wettbewerb um den begehrten Sexualpartner? Ein gewisses Maß an Aggression ist also eine wichtige Voraussetzung zum Überleben. Und darüber hinaus ein kraftvoller Antrieb für eine Vielzahl an Verhaltensweisen.

Angst

„Angst“ ist ein Wort, das ambivalente Gefühle auslöst: Einerseits wird sofort unser Beschützerinstinkt in Gang gesetzt und das Bedürfnis zu trösten, vor Schaden zu bewahren und Unheil abzuwenden. Andererseits blicken wir mitleidig und geringschätzig auf das „Weichei“ am anderen Ende der Leine und neigen dazu, unseren Gefährten nicht „für voll“ zu nehmen. Dabei ist Angst ein durchaus sinnvoller Schutzmechanismus, der den Organismus – in unserem Fall den Hund – daran hindert, ungebremst in Katastrophen zu brettern.

Sprache hat einen wichtigen Einfluss auf unser Denken. Welche Worte im Zusammenhang mit der Erziehung Ihres Hundes, sind es bei Ihnen, die sofort Unbehagen auslösen? Und warum?

 

 

Herzlich

Eure und Ihre

Karin Immler

 

Dieser Text wurde ursprünglich für ein Hundemagazin verfasst und ist dort 2016 erschienen.

 

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