Heute vor 3 Jahren ist Sir Teddybär bei mir eingezogen. Hilfe, die Zeit vergeht viel zu schnell! Was habe ich hin und überlegt, ob es klug ist, einen Akita aus dem Tierschutz zu mir zu holen, in meiner Lebenssituation, in meinem Alter – und überhaupt. Ist es klug, ist es vernünftig, ist es der helle Wahnsinn? Was, wenn dieser Hund …

 

Ich liebe diesen Hund

Nun, er ist eingezogen und ich habe die Entscheidung nicht 1 Sekunde lang bereut. Vielleicht ist es Zufall, vielleicht habe ich es verdient, vielleicht waren wir beide zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort – jedenfalls ist er ein wunderbarer Gefährte, der mein Leben ungemein bereichert. Und aus tiefstem Herzen kann ich sagen: Ich liebe diesen Hund!

 

Kann man Liebe messen?

„Es gibt nichts Schöneres als geliebt zu werden, geliebt um seiner selbst willen oder vielmehr trotz seiner selbst“ Victor Hugo

Liebe ich ihn mehr als seine Vorgänger? „Mehr“?! Kann man Liebe überhaupt quantitativ messen? Das erscheint mir ziemlich schwierig. Ich habe sie alle geliebt, manchmal zähneknirschend, manchmal voller Verzweiflung und manchmal gegen alle Vernunft. Trotz oder gerade wegen ihrer Special Effects habe ich meine Hunde geliebt. Und doch hat sich diese Liebe im Laufe der Jahre verändert, sie ist tiefer geworden. Und bedingungsloser!

 

„Was bedeutet Liebe?“ Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Liebe ist individuell und schillert in vielen Farben. Die Definition aus dem Duden zum Beispiel lautet „Starkes Gefühl des Hingezogenseins; starke, im Gefühl begründete Zuneigung“.

„Liebe bedeutet, jemandem zu begegnen, der dir etwas Neues über dich verrät“ André Breton

Wenn ich an meinen ersten Hund zurückdenke, wird mir warm ums Herz. Gipsy war die hübscheste und netteste Bernerin, die man sich denken kann. Damals war meine Hundeliebe noch ziemlich romantisch, Walt-Disney-Style sozusagen. Und irgendwie war sie schon an Bedingungen geknüpft.

 

Gipsy war aus heutiger Sicht völlig pflegeleicht und unproblematisch, ein wirklicher Anfängerhund. Ich weiß ehrlich nicht, ob meine Liebe zu ihr es damals überstanden hätte, wäre sie schwierig und mühsam gewesen. Gipsy war rundherum ein Schatz. Und ich habe diesen Hund geliebt.

 

Der alte Meister

Der nächste Hund, der einzog, hat mein Weltbild auf den Kopf gestellt. Was – Herr im Himmel – sollte ich bloß mit diesem Hund anfangen. Er war so völlig anders! Und doch wurde genau er mein großer Lehrmeister, Sebadja, der Weise, der Coole. Damals war ich noch halb und halb im Hundesport und dafür war er so gar nicht der Hund, obwohl wir uns beide redlich bemüht haben.

Glücklicherweise hatte ich zu dem Zeitpunkt schon die Fühler ausgestreckt in die Welt des freundlichen und fairen Hundetrainings, mit den alten, harten Methoden wäre ich an diesem Hund gescheitert und wir wären beide unglücklich geworden.

Sebadja hat mich gewissermaßen zur Weiterentwicklung gezwungen und mich auf Kurs gebracht. Ich war glücklich mit diesem Hund (und ich hoffe sehr, dass er es auch mit mir war), ich war so stolz auf diesen Hund, ich habe diesen Hund geliebt.

 

Crazy Tara, durchgeknallte Sternengöttin

„Wer den anderen liebt, lässt ihn gelten so, wie er ist, wie er gewesen ist und wie er sein wird“ Michael Quoist

Tara, dieses verrücktes Huhn hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Sie war hysterisch, mühsam und absolut kein Vorzeigehund. Und zugleich war sie ein fröhlicher Clown, eine Schmuserin, eine Stimmungskanone und ein begnadeter Besuchshund! Wie oft hat mich dieser Hund an meine Grenzen gebracht! Tara hat meine Geduld strapaziert und meine Nerven. Wieder und wieder hat sie mich an den Rand des Wahnsinns getrieben und im nächsten Moment zum Lachen und mein Herz zum Flimmern gebracht.

 

Tara war eine wunderbare Schülerin, gelehrig und unermüdlich in allem, was Spaß macht. Mit ihr Tricks zu üben, war ein riesen Spaß. Ihre Begeisterung, ihre Lebensfreude waren sensationell! Zugleich war sie immer wieder Opfer ihrer Vergangenheit und ich mit ihr. Tara hat Freundschaften auf eine harte Bewährungsprobe gestellt und mich wieder und wieder als Verantwortliche für unser beider Lebensgestaltung herausgefordert. Tara, mein schottisches Grenzlandkrokodil, ist übrigens der Grund, warum ich keine Jacken mit Logo trage.

Das Leben mit Tara war nicht einfach, sie war wirklich verhaltenskreativ und doch (oder gerade deswegen) habe ich diesen Hund geliebt.

 

Mogli, mein liebenswerter, grantiger Findelopa

Jemanden lieben heißt, ihn so sehen, wie Gott ihn gemeint hat. F.M. Dostrojewski

Dann kam Mogli, mein Zwergerl, und stellte erneut alles in Frage, das ich schon zu wissen glaubte. Ausgesetzt und ungewollt ist der alte Herr eingezogen, dem ich ein liebevolles Pensionsplatzerl geben wollte, einen behüteten Ort zum Sterben. Doch der dachte überhaupt nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Klein aber oho! So liebevoll er zu mir war, so wehrhaft und giftig konnte er anderen gegenüber sein. Diesen manchmal schwerfälligen, manchmal grantigen Kobold dazu zu bringen, sich auf Neues einzulassen, war eine beglückende Erfahrung. Er hat sich so sehr über seine neu erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten gefreut. Ich dagegen musste lernen, sein Bodyguard zu sein, seine Individualdistanz zu verteidigen, auf ihn aufzupassen, ihn nicht in Situationen geraten zu lassen, in denen er sein Gebiss einsetzte, keine einfache Lernaufgabe für mich.

Seine Mimik war ein Wörterbuch – aber erst nachdem ich meine Vokabeln gelernt hatte. Keiner meiner Hunde konnte derartig „angefressen“ (= sauer) dreinschauen. Genauso deutlich konnte er lachen, fragen und zufrieden sein.

Verletzungsbedingt war Mogli bereits beim Einzug an einem Auge blind, später erblindete er auch am zweiten Auge. Dazu wurde er dann auch noch taub. Mein Verständnis diesen Einschränkungen gegenüber hat sich dadurch noch einmal dramatisch verändert. Zu meinem Haushalt gehört auch ein von Geburt an tauber Kater, der bereits vor Jahren meine Definition von „behindert“ über Bord geschubst hat. Mogli hat da noch „ein Schäuferl nachgelegt“.

Keiner meiner Hunde hat mich so sehr zum Lachen gebracht wie diese 4 1/2 Kilo Hund. Und ich habe diesen Hund geliebt.

Damit sind wir wieder bei Shogun (aka Sir Teddybär) angelangt. Wie gesagt, Liebe quantitativ zu messen, erscheint mir schwierig. Qualitativ hat sich meine Zuneigung im Laufe der Jahre verändert. Meine Gefühle sind ruhiger geworden, unaufgeregter und ein Stück wärmer. Meine Erwartungen stehen nicht mehr im Vordergrund. Es ist nicht mehr „ich liebe dich, weil …“. Es ist einfach nur mehr „Ich liebe dich! Es ist schön, dich an meiner Seite zu haben.“ Heute bin ich mehr in der Rolle der Beobachterin, kann mich staunend freuen, amüsiert kommentieren und mich wärmen. Was übrigens nicht bedeutet, dass ich ihn nicht ab und an durch Sonne, Mond und Sterne schießen könnte .

 

Ich liebe diesen Hund

Viele meiner LeserInnen leben seit Jahren mit Hunden . Und die meisten von ihnen sagen ebenfalls „Ich liebe diesen Hund.“ Darum bin ich neugierig. Wie geht es Ihnen mit der Hundeliebe? Hat sie sich verändert über die Jahre, von Hund zu Hund?

 

 

Viel Freude beim Lesen wünscht

Eure und Ihre

Karin Immler

 

 

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