So mancher Weihnachtswunsch dreht sich um Hunde. Meiner hier dreht sich vor allem um HundehalterInnen, speziell um Salzburger HundehalterInnen. Im Folgenden möchte ich Ihnen mehr über diesen besonderen Weihnachtswunsch erzählen.

 

Eine Insel der Seligen

Salzburg ist tatsächlich eine Insel der Seligen, zumindest was die Hundehaltung betrifft. Im Vergleich zu anderen österreichischen Bundesländern sind die Regelungen hier sehr tolerant. Rund um uns herum entwickelt sich die Hundehaltung zu einem Spießroutenlauf sondergleichen. PolitikerInnen aller Couleurs lassen sich zu Anlassgesetzgebungen hinreißen, die bar jeden Sachverstands zusammengeschustert werden und vor Absonderlichkeiten nur so strotzen. Den Salzburger Hundemenschen ist dies vielfach gar nicht bewusst.

 

Nehmen wir zum Beispiel die Rasselisten, die nicht nur willkürlich zusammengestellt sind, sondern auch ohne jegliche Unterstützung seitens WissenschaftlerInnen, VerhaltensforscherInnen und Hundefachpersonen auskommen müssen. Anderswo werden sie bereits wieder abgeschafft, weil sie keinen Zuwachs an Sicherheit gebracht haben. Was diese Rasselisten auf jeden Fall gebracht haben, ist eine eklatante Einschränkung der Lebensqualität von HundehalterInnen und ihren Tieren. Und zwar beileibe nicht nur von HalterInnen sogenannter Listenhunde. Schließlich kann man von selbsternannten Grätzlwächtern und Menschen mit Hundeangst keine fundierten Rassekenntnisse erwarten. Und so kommt es, dass jeder Hund, der nicht 100prozentig wie ein Pudel oder ein Windhund aussieht, damit rechnen muss, als Kampfhund bezeichnet zu werden. Kommt es noch so, dass wir einen Ahnenpass für unsere Hunde mit uns führen müssen, um zu beweisen, dass er tatsächlich auf keiner Liste steht?

 

Alleine schon die Voraussetzungen, um überhaupt einen Hund halten zu dürfen, können sehr aufwendig sein. Salzburg begnügt sich mit einem Sachkundenachweis, der in Form eines Vortrags  absolviert werden kann. Zeitaufwand: 2 – 3 Stunden. Ehrlichgesagt höre ich gar nicht mehr hin, wenn jemand meckert, weil ihm das zuviel Aufwand erscheint, der Hund ja nur ein ganz kleiner ist,  er oder sie ja schon seit 30 Jahren Hunde hält und so weiter und so fort. Ich finde, es ist wirklich nicht zu viel verlangt, sich einen Abend oder Nachmittag über zeitgemäße Hundeerziehung, Gesundheitsvorsorge, Rechte und Pflichten der Hundehaltung zu informieren. So ein Hund lebt 10 bis 15 Jahre mit uns, das sollte uns doch die paar Stunden wert sein, vorhandenes Wissen aufzufrischen oder neues zu erwerben. Schließlich sind wir HundehalterInnen verantwortlich für Wohl und Wehe unserer Hunde.

 

Von der Wiege bis zur Bahre
„Ich sehe, nichts ist ohne Rücksicht gut“ William Shakespeare

Ein weiteres Drama sind die ausufernden Maulkorbpflichten. Sogar „lebenslänglich“ gibt es schon. Und zwar nicht nur für einzelne Exemplare, die möglicherweise tatsächlich ein besonderes Biss-Potential haben. Lebenslang! Man muss sich vergewärtigen, was das bedeutet. Es bedeutet, dass der Welpe, wenn er mit 8 oder 9 Wochen vom Züchter abgeholt wird, einen – vermutlich schlechtsitzenden – Maulkorb verpasst bekommt und diesen bzw. die dem Größenwachstum geschuldeten Nachfolgemodelle bis ans Ende seiner Tage tragen muss, wann immer er das Haus verläßt. Der herzige Welpe und der blinde alte Opa, morgens, mittags, abends. Wenn die Sonne scheint (und er hecheln muss, um seinen Wärmehaushalt zu regulieren), wenn es schneit, im Wald, auf der Wiese, ja selbst bei der letzten mitternächtlichen Pinkelrunde. Nicht nur wird hier massiv gegen das Tierwohl gehandelt, es wird außerdem der Öffentlichkeit ein trügerisches Bild von Sicherheit vermittelt. Dauerhaft einen Maulkorb zu tragen, stellt eine massive Einschränkung der Kommunikationsfähigkeiten des Hundes dar und leistet Aggressionsverhalten unter Hunden und auch frustbedingter allgemeiner Aggression Vorschub.

 

All das ist uns SalzburgerInnen bis dato völlig fern! Gottseidank! Umso selbstverständlicher sollte sein, dass die bestehenden Maulkorbpflichten zum Beispiel in Öffis eingehalten werden. Mit einem gutsitzenden Maulkorb und entsprechendem Training ist das auch gar kein Problem und erübrigt jede Diskussion mit SchaffnerIn, ZugbegleiterIn oder BusfahrerIn.

Ob diese und ähnlich schlimme Regelungen näher kommen und irgendwann auch in Salzburg Gesetz werden, liegt nicht zuletzt an uns HundehalterInnen. Jede Rücksichtslosigkeit, jede Unhöflichkeit eines! Hundemenschen birgt mehr denn je die Gefahr, das Klima auch bei uns zu verschlechtern.

 

Daher lautet mein Appell an alle Salzburger HundehalterInnen:

  • Beachten Sie die Leinenpflicht!
  • Agieren Sie umsichtig, wenn Ihr Hund im Freilauf ist. Lassen Sie ihn nicht außer Sicht und rufen Sie ihn VOR Begegnungen zu sich.
  • Entfernen Sie die Hinterlassenschaften Ihres Hundes.
  • Besorgen Sie Ihrem Hund einen passenden Maulkorb und bringen Sie ihm bei, diesen stressfrei zu tragen.
  • Sorgen Sie dafür, dass Ihr Hund im Lokal, im Autobus, am Badestrand unter Ihrer Kontrolle bleibt und niemanden belästigt.
  • Manche Menschen mögen Hunde nicht oder haben sogar Angst vor ihnen. Sie müssen das nicht verstehen, aber respektieren Sie es und sorgen Sie vorausblickend für Abstand.
  • „Entschuldigen Sie bitte.“ Schauen Sie den Menschen freundlich ins Gesicht und entschuldigen Sie sich, wenn Sie nicht aufgepasst haben. Und bezahlen Sie die Rechnung, wenn etwas kaputt gegangen ist.
  • Seien Sie vorausschauend unterwegs und weichen Sie gegebenenfalls aus oder kehren Sie um.

 

„Die Ewigkeit kann durch Ereignisse in der Zeit beeinflußt werden“ David Bohm

Investieren Sie etwas Zeit in das entsprechende Training und etwas Geld in eine vernünftige Leine und halten Sie geltende Gesetze ein. Erst neulich sprach ich eine Frau mit Pudel an, die in einem Sonntagsnachmittagsfamilienausflugsgebiet ihren Pudel frei laufen ließ und bekam zur Antwort „Aber er ist doch eh so klein!“ Leute! Das spielt keine Rolle! Denn am Ende heißt es einfach nur DIE Hunde laufen ohne Leine, DIE HundehalterInnen sind rücksichtslos, DIE Hundesch…. wird nicht weggeräumt.

 

Wenn Ihr Hund und Sie ein gutes Team sind, dann sind Rücksichtnahme und Höflichkeit ohnehin kein Problem, ob die Leine dran ist oder nicht. Es ist doch nichts dabei, Ihren Hund umgehend zu sich zu rufen, wenn jemand – egal ob mit oder ohne Hund – auftaucht.

 

Ist es wirklich zu viel verlangt, dass SpaziergängerInnen, RadfahrerInnen, JoggerInnen und andere sich darauf verlassen können, nicht plötzlich einem unangeleinten Hund gegenüber zu stehen, wenn Leinenpflicht herrscht?

 

Wenn Ihr Hund gelernt hat, gut an der Leine zu gehen, ist die Einhaltung der Leinenpflicht keine große Herausforderung. Wenn er es noch nicht gelernt hat, dann sollten Sie sich spätestens jetzt darum kümmern und eine gute Hundeschule, eine gute HundetrainerIn aufsuchen. Ein Ausgang an der Leine, muss weder für Hund noch für Mensch mühsam oder unangenehm sein.

 

Gerade wenn Ihr Hund noch nicht lange bei Ihnen ist und Sie noch nicht so gut eingespielt sind, ist Management unverzichtbar. Mit klugem Management – und dazu gehört durchaus auch eine Leine – verhindern Sie, dass Ihr Hund plötzlich fremde Menschen „nur begrüßen“ geht, eine Ehrenrunde im eingezäunten Kinderspielplatz dreht oder im Vorgarten eines Mitmenschen sein Häufchen hinterlässt.

Wer offenen Auges durch Salzburg geht, dem entgeht nicht, wie viele Hunde es inzwischen gibt. Und vielleicht fällt Ihnen auch ab und zu auf, wie unbedarft, wie gedankenlos und – man kann es nicht anders nennen – wie egoistisch sich manche HundehalterInnen (natürlich nicht nur diese) benehmen.

„Niemand sollte sich einbilden, er hätte keinen Einfluß“ Henry George

Die meisten von uns Hundeleuten kennen die Thematik der unerwünschten Begegnungen mit irgendwelchen unangeleinten Tut-Nixen. Endlos können wir uns darüber aufregen, Foren und Gruppen damit füllen – ganz zu Recht. Um wie viel mehr Ärger und Aufregung wird jemand empfinden, der selbst gar keinen Hund hat, auch keinen möchte, wenn er plötzlich angesprungen, angebellt oder dessen Fahrrad, Eingangstüre oder Weihnachtsdeko angepinkelt wird?

 

Wir alle, jede einzelne Hundehalterin, jeder einzelne Hundehalter in Salzburg haben es in der Hand, ob das Klima zwischen Hundemenschen und Nicht-Hundemenschen noch schlechter wird oder zumindest so bleibt, wie es ist. Gerne darf es sich ja auch verbessern. Es wäre doch eine schöne Entwicklung, wenn es in ein paar Jahren hieße: Salzburg ist eine hundefreundliche Stadt. In Salzburg gibt es keine Probleme mit Hunden. Hier sind die HundehalterInnen ganz besonders höflich und rücksichtsvoll!

 

 

Herzlich

Eure und Ihre

Karin Immler

 

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