Ich liebe Sprachen, ich mag es mit Worten zu spielen und mit Bedacht auch Begriffe zu verwenden, die vielleicht nicht (mehr) allzu üblich sind. Ich mag Feinheiten und freue mich über pointierten Sprachwitz. „Sprechdenken“ ist mir sehr wichtig, weil die Sprache mir hilft, meine Gedanken zu sortieren.

Worte sind für mich sichtbar – oder besser – hörbar gemachte Gedanken. Und dadurch, dass Gedanken hörbar gemacht werden, sozusagen manifestiert, bekommen sie Kraft und Nachdruck. Und damit werden auch die Emotionen, die dazu gehören, kräftiger und nachdrücklicher. Sind es fiese Gedanken, dann folgen fiese Emotionen, sind es schöne Gedanken, dann folgen angenehme Emotionen.

 

Viele Wissenschaftler gehen inzwischen davon aus, dass Sprache zwar keine Voraussetzung für das Denken ist, aber komplexe Gedankengänge erst durch Sprache möglich werden.

Worte haben Kraft

„Sie (Anm. die Sprache) erlaubt uns, Ideen unendlich neu zu kombinieren und daraus neue Ideen zu kreieren“ Lera Boroditsky, Professorin für Sprach- und Kognitionsforschung

Welche Kraft Gedanken bzw. Worte haben, damit beschäftigte sich der Japaner Dr. Masaru Emoto in seinem Buch „die Antwort des Wassers“. Wir wissen heute, dass Wasser Informationen und Schwingungen aufnehmen und speichern kann. Dr. Emoto zeigte in seinen Experimenten mit gefrorenem Wasser und Kristallbildern, dass die Kristallstruktur des Wassers sich verändert, je nachdem, welchem Einfluss es ausgesetzt war. Neben Mikrowelle oder Heavy Metal Musik setzte er das Wasser auch bestimmten Worten aus, indem er diese beispielsweise auf das Gefäß schrieb. Die Experimente haben gezeigt, dass Worte wie danke, Liebe und Gesundheit perfekte, regelmäßige, wunderschöne Kristalle entstehen lassen, negative Worte wie Hass, Krieg und Missgunst dagegen die Kristallstruktur unschön verändern und deformieren.

 

Worte haben also tatsächlich eine Wirkung, die weit über die erlernte Bedeutung des Wortes hinausgeht. Und wenn sich diese Wirkung auch auf Wasser bezieht, das ja gewissermaßen unsere Sprache nicht versteht, dann dürfen wir getrost davon ausgehen, dass das auch für unsere Tiere gilt. Die verstehen zwar unsere Sprache ebenso wenig wie das Wasser, aber die Schwingung unserer Worte verfehlt auch auf sie ihre Wirkung nicht.

 

Und so macht es tatsächlich einen Unterschied, ob Sie mit Ihrem Hund üblicherweise einen liebevollen Umgangston mit einer freundlichen Wortwahl pflegen oder mit barschen Worten im Befehlston auskommen. Einerseits wirkt der Tonfall und andererseits auch die Energie, die Schwingung der gewählten Worte. Und zwar auf beide – auf Sie und auf Ihren Hund, denn auch Ihre Einstellung zu Ihrem Hund wird darunter leiden, wenn Sie unfreundlich, grob und herabwürdigend mit ihm sprechen.

 

 

Lebenslänglich für Beasty, Killer und Bandit

Es mag wie Zufall aussehen, ist es aber nicht, wenn gerade Hunde (oder auch Katzen) mit Namen wie Dämon, Beasty oder Devil besonders lange im Tierheim sitzen. Die Assoziationen mit diesen Bezeichnungen würden sich kaum in einem Empfehlungsschreiben finden. Ich würde meinen Hund auch keinesfalls Bandit oder Taifun nennen, genauso wenig wie Quasimodo, Hades oder Raffnix.

Abgesehen von dem, was ich weiter oben geschrieben habe, gibt es ja auch noch so etwas wie die selbsterfüllende Prophezeiung. Laut Wikipedia handelt es sich dabei um eine Vorhersage, die über direkte oder indirekte Mechanismen ihre Erfüllung selbst bewirkt. Tja, und wer möchte schon einen Taifun an der Leine?

 

Die Energie folgt den Gedanken

und wohin unsere Energie gelangt, dort wird sie wirksam.

Gelegentlich macht es mich traurig und betroffen, wie manche Menschen über ihre Hunde sprechen. Der Begriff Arschlochhund beispielsweise scheint ja bereits in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen zu sein, wie furchtbar. Ja klar, ich schimpfe auch gelegentlich mit meinen Hunden und wenn ich sauer bin, dann bekommen sie auch schon einmal wenig schmeichelhafte Titulierungen ab. Das passiert vor allem dann, wenn das Krokodil in meinem Hirn wieder einmal reitet.

Aber den eigenen Hund grundsätzlich als Dumpfbacke oder Bestie zu bezeichnen, finde ich eher grenzwertig. Bezeichnungen wie Hohlbratze, Spacko, Macho oder Bitch, bringen mich inzwischen eher dazu, den Menschen und seine Führungskompetenz kritisch zu beäugen und nicht den Hund. Was für eine Einstellung, fehlende Wertschätzung und Überheblichkeit spricht aus einer solchen Wortwahl? Sind es mangelnde Empathie und nicht vorhandene Bereitschaft, sich in das Tier einzufühlen? Oder ist es eine Art seltsamer Humor, den ich nicht verstehe?

„Der Schneeball und das böse Wort, sie wachsen, wie sie rollen, fort. Eine Handvoll wirf zum Tor hinaus, ein Berg wird´s vor des Nachbarn Haus“ Wilhelm Müller

Menschen, die den Partner/die Partnerin zu Hause im Gespräch mit der/die Alte, mein Nebengeräusch oder gar mein Sargnagel bezeichnen, kann ich ebenso wenig verstehen. Das wirft weder auf denjenigen ein gutes Licht, der diese Begriffe verwendet, noch auf den, dem sie gelten. Und beziehungsfördernd ist es ganz bestimmt nicht.

Finden Sie ich übertreibe? Das würde mich wirklich interessieren und ich freue mich über  Ihre Kommentare zu diesem Blogartikel.

 

Kein Bild für „nicht“

Wenn es um die Macht der Sprache geht, dann müssen wir uns auch mit der Verneinung befassen. Das Gehirn versteht „nicht“ nicht. Es gibt kein Bild für „nicht“, also erreicht uns die „nicht“-Information nicht. Gerade im Zusammenhang mit unangenehmen Dingen und Erfahrungen sprechen wir viel in Negationen, was wir alles nicht wollen, was uns alles nicht passieren soll, was die anderen alles nicht tun sollen.

 

Und was soll er stattdessen?

„Er soll nicht an der Leine ziehen! Er soll nicht bellen! Er soll nicht springen! Er soll sich nicht so aufführen!“ So oder so ähnlich lautet in vielen Fällen die Antwort, wenn ich in der Hundeschule die Frage stelle, was der Hund machen soll. Gerne wiederhole ich dann meine Frage – auch mehrfach: „Was soll Ihr Hund denn in dieser Situation tun?“ „Er soll nicht an der Leine ziehen! Er soll nicht bellen! Er soll nicht springen! Er soll sich nicht so aufführen!“ Meistens wird den Menschen erst nach einigen Runden klar, worum es mir geht.

 

Stellen Sie sich vor, Sie steigen in ein Taxi ein und erzählen dem Fahrer, wohin überall Sie nicht wollen. Ich möchte nicht zum Bahnhof, nicht zum Krankenhaus, nicht in die Schule und nicht zu Tante Magda! Das Kopfschütteln des Taxifahrers können Sie sich bestimmt gut vorstellen. Das Gehirn schüttelt – natürlich im übertragenen Sinn – ebenfalls den Kopf und fragt sich: Na was willst du dann?

 

 

Stimmungsaufheller Sprache

“Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt” Ludwig Wittgenstein

Auch wenn Sie Begriffen wie Schwingung wenig abgewinnen können, eines steht fest: eine positive, freundliche und fröhliche Ausdrucksweise verbessert Ihre Laune und hebt Ihre Stimmung. Achten Sie doch in den nächsten Tagen darauf, welche Worte und Formulierungen Sie verwenden und wie Sie sich dabei fühlen. Positive Gedanken, also alles was Sie freundlich, lustig oder liebevoll denken, erhöht Ihre Schwingung und tut Ihnen und Ihrer Umgebung gut.

Und Ihr Hund nimmt auf vielen Ebenen wahr, ob Sie ihm gegenüber eine bejahende Grundhaltung haben oder eine negative. Ob er grundsätzlich so in Ordnung ist wie er ist, oder ob Sie ihn ganz und gar verkehrt finden. Es gehört zu den Grundbedürfnissen von Mensch und Tier, sich vom Gegenüber angenommen zu fühlen.

 

Wer suchet, der findet

Gelobt zu werden tut ebenso gut, wie zu loben. Meckern und schimpfen dagegen sorgt für allseits schlechte Laune. Jemandem (auch dem Hund) ehrliche Wertschätzung  auszusprechen, eine Leistung aufrichtig anzuerkennen sorgt für positive Rückkopplung. Lob und Anerkennung dankbar anzunehmen, ebenso. Probieren Sie es aus: Loben macht Spaß und schärft Ihre Wahrnehmung für die Potentiale Ihres Hundes. Denn bei genauerer Betrachtung finden Sie bestimmt vieles, was Ihr Hund richtig macht, gut kann und wofür Sie ihn tüchtig loben können. Profitieren davon werden Sie beide, denn Loben ist außerdem noch gut für die Beziehung.

Das Bindungshormons Oxytocin wird auch infolge von Zärtlichkeit vermehrt ausgeschüttet. Zärtlich zu sein bedeutet Zuneigung und liebevolle Aufmerksamkeit zu zeigen, zum Beispiel durch liebevolle Berührungen, aber auch mit Worten und mit Ihrer Art zu sprechen können Sie zärtlich sein.

 

Bestimmt unser Wortschatz unser Denken?

Der Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt stellte im 19. Jahrhundert die Theorie auf, dass die Sprache die Grundlage aller Gedanken sei. Oder anders formuliert, dass wir nur denken können, wofür wir auch Worte haben. Das scheint mir zwar etwas weit gegriffen, Tatsache ist allerdings, dass Worte unser Weltbild entscheidend beeinflussen.

Ein offenes Weltbild mit einer wohlwollenden Grundhaltung und eine dazu passende Wortwahl,

das wünscht Ihnen

herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler

 

NS: Im Vorfeld der Veröffentlichung dieses Textes wurde bereits hitzig über Namen, Spitznamen und Kosenamen diskutiert. Gerade letztere sind ja gelegentlich – würde man sie ernst meinen – wenig schmeichelhaft. Eine ziemlich individuelle Angelegenheit jedenfalls und wir kamen zu dem Schluss, dass die Haltung entscheidend ist, die dahinter steht.

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