„Ihr immer mit euren Hunden!“

Wie oft bekomme ich das zu hören. „Als ob es nichts Wichtigeres gäbe!“  Oder vielleicht sogar „in Afrika verhungern die Kinder und du machst so ein Theater um die Hunde.“

Ich bin dann immer ein wenig irritiert. So sehr ich verstehen kann, welche Gedankengänge dahinter stehen. Aber ehrlich (und Entschuldigung, wenn das jetzt polemisch klingt): Ich glaube nicht, dass es den hungernden Kindern in Afrika besser geht, wenn ich meine Hunde schlecht behandle.

 

Es gibt unendlich viel Leid auf dieser Welt, Armut, Hungersnot und Elend. Und der Krieg in Syrien hat es sogar bis in unsere Wohnzimmer geschafft . Wir alle sind in Sorge, wie es mit den Millionen von Menschen, die auf der Flucht sind, weitergehen wird. Umweltverschmutzung und Missbrauch der Natur, wohin das Auge blickt. Die Liste ist lang.

Wem helfen, wen unterstützen?

Willst Du froh und glücklich leben, lass kein Ehrenamt dir geben! Willst du nicht zu früh ins Grab lehne jedes Amt gleich ab!  Wilhelm Busch

Für mich steht außer Frage, dass wir alle mitverantwortlich sind, wie unsere Welt aussieht und wie sie aussehen wird, wenn wir sie an die nächste Generation übergeben. Doch selbst der hilfsfreudigste und spendenwilligste Mensch kann nicht an allen Orten mithelfen oder jedes gute Projekt finanziell unterstützen. Und gute Projekte gibt es wie Sand am Meer. Wer möchte denn urteilen, was von all diesen wertvoller oder wichtiger ist, Hilfe für die Opfer von Gewalt oder Hilfsgüter in Krisenregionen, die Rettung der Weltmeere oder die des alten Baumbestands im örtlichen Stadtpark, Engagement gegen Genmanipulation oder für Gleichstellung?

 

Die persönliche Betroffenheit entscheidet

Es wäre doch wirklich ungerecht, da eine Hierarchie  aufzustellen. Je nach persönlicher Betroffenheit wird jeder von uns seine eigene Wertung vornehmen und sich dann für das ein Hilfsprojekt, eine Umweltaktion oder sonst eine Initiative engagieren. Vielleicht reicht es sogar für 2 oder 3 Engagements. Aber irgendwann ist das Limit erreicht.

 

Die erste Fürsorgepflicht allerdings – und davon bin ich überzeugt – haben wir für diejenigen, die uns (an)vertraut sind. Und dazu gehören nun einmal meine Hunde und meine Katzen. Sie sind mir vom Leben anvertraut worden und ich bin für sie verantwortlich. Dazu gehört die ordentliche Versorgung mit Nahrung und Medizin und ebenso ein respektvoller Umgang mit ihren Bedürfnissen und persönlichen Möglichkeiten.

 

Hunde zu halten, tut gut

Dass die Entscheidung, mein Leben mit Hunden zu teilen, in erster Linie mir selbst zugutekommt, ist zunächst einmal richtig. Doch gerade wenn es um Hundehaltung in unseren Breiten geht, dürfen wir auch die „Umwegrentabilität“ nicht vergessen. Um wie viel einsamer wären viele Menschen, wie wesentlich schwieriger wäre der Alltag für sie – ohne Hund. Wer einmal gesehen hat, wie ein schwerkranker Mensch zu lächeln beginnt, wenn der Besuchshund sind an seine Hand schmiegt, wenn ein traumatisiertes Kind dem Therapiehund sein Herz ausschüttet, der weiß um die heilsamen Fähigkeiten unserer Gefährten.

Was Hunde für uns tun, lässt sich gar nicht so einfach zusammenfassen: Abgesehen von den Hunden, die ihre Menschen in deren Berufsausübung unterstützen und diese oft erst möglich machen, gibt es noch viele weitere gesellschaftlich relevante Aspekte der Hundehaltung. In Schigebieten, nach Erdbebenkatastrophen und Bergunfällen sind die Suchhunde aktiv, um Menschen zu retten. Auch auf Flughäfen etc. sind die Supernasen im Einsatz – z.B. im Interesse der Sicherheit oder des Artenschutzes.

 

 

Diabetikerwarnhund, Therapiehund, Lesehund

Es kommt in der Welt vor allem auf die Helfer an – und auf die Helfer der Helfer. Albert Schweitzer

Für Assistenz- und Servicehunde werden immer mehr Betätigungsfelder gefunden, wie neuerdings der Diabetikerwarnhund. Der hundegestützte Besuchsdienst ist in vielen Bereichen nicht mehr wegzudenken, sorgt er doch nicht nur für Freude und Abwechslung sondern bringt auch Erstaunliches in Sachen Kommunikation, Beweglichkeit und einfach Steigerung der Lebensqualität zu Wege. Therapiehunde gewinnen zunehmend an Bedeutung und ihr Einsatz wird auch hierzulande immer üblicher. Schulhunde verringern Gewaltbereitschaft und Lautstärke im Unterricht, Lesehunde helfen leseschwachen ABC-Schülern und sorgen außerdem dafür, dass unsere Kinder den Umgang mit der Natur nicht ganz verlernen.

 

Soziales Schmiermittel Hund

Vor allem in Städten sind Hunde als soziales Schmiermittel unersetzlich. Kein Gespräch unter Wildfremden kommt leichter in Gang als eines über den „süßen Hund, den Sie da haben!“. Regelmäßige Gassirunden sorgen für wiederkehrende Begegnungen. Man grüßt einander, wechselt ein paar Worte und während die Hunde beim Spaziergang ausgiebig in ihrer Dog’s today lesen, plaudert man über die Gartenhecke hinweg mit Menschen, die man eigentlich gar nicht kennt.

Uns HundehalterInnen wird darüber hinaus attestiert, dass wir uns mehr bewegen, gesünder und kommunikativer sind als andere Menschen (und damit den Sozialstaat entlasten). Meine persönliche Beobachtung zeigt außerdem, dass HundehalterInnen großes soziales Engagement besitzen. Das umfasst naturgemäß die bereits erwähnten Bereiche des Besuchsdienstes und der tiergestützten Therapie, geht aber weit darüber hinaus. Wann immer ich mit Freiwilligen-Initiativen in Kontakt komme, treffe ich auf viele Hundemenschen. Ich schließe getrost daraus, dass verantwortungsvolle Hundehaltung und soziales Engagement sich in keiner Weise behindern.

Vernachlässige nicht dein eigenes Feld, um das eines anderen zu jäten. Aus China

Und – um zum Ausgangspunkt dieses Artikels zurückzukehren – dass mir das Wohlergehen meiner Hunde am Herzen liegt, bedeutet nicht, dass mir der Rest der Welt egal ist. Und es hindert mich auch nicht daran, mich zu engagieren: für Tiere, Umweltschutz, Menschenrechte, was auch immer mir wichtig erscheint.

Und bis jetzt habe ich sie auch ganz gut unter einen Hut gebracht: meine Hunde und den Rest der Welt.

Ich wünsche Ihnen viel fröhliches Wedeln in Ihrem Leben und freue mich über Kommentare und Anregungen.

 

Herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler

Keinen Blogartikel mehr verpassen!