„Größe ist eine Frage des Blickwinkels“ Tom Borg

Wer mit einem kleinen Hund lebt, für den ist manches etwas anders. Aber beginnen wir mit dem, was für alle Hunde gleich ist:

  • Jeder Hund – auch der kleinste, profitiert von einer guten Erziehung.
  • Jeder Hund kann lernen – Hunde sind clever und lernen gerne und gut – wenn sie es auf die richtige Weise erleben.

Ist der Hund gut erzogen, bringt das für Mensch und Hund Spielraum und Freiheiten in der Lebensgestaltung, gemeinsame Unternehmungen werden einfacher und man findet leichter einen Hundesitter oder eine Urlaubsbetreuung. Und auch kleine Hunde machen in der Agilitygruppe, bei den Fährtenhunden, beim Tricktraining oder als Besuchs- bzw. Therapiehund eine gute Figur.

 

Kleine Hunde ernst nehmen

Doch jetzt zu einigen Unterschieden zwischen großen und kleinen Hunden: Kleine Hunde sind noch mehr darauf angewiesen, dass ihre Menschen sie gut lesen können und sie gegebenenfalls vor übergriffigen Menschen oder anderen Hunden schützen. Allzu oft werden die Warnungen eines kleinen Hundes entweder von vorneherein übersehen oder nicht ernst genommen. Ein kleiner Hund, der knurrt, erntet statt Respekt und Zurückhaltung oft nur geringschätzendes Grinsen. Dass auch kleine Zähnchen großen Schaden anrichten können, wird dabei nicht berücksichtigt. Und wie es sich für den kleinen Hund anfühlt, in eine Situation gebracht zu werden, in der er glaubt, sich um Leib und Leben wehren zu müssen, erst recht nicht.

 

“Listen to your dog’s whisper so he doesn’t have to shout” Chirag Patel

Auch beim Training mit Ihrem kleinen Hund sind Sie gefordert, manches noch besser zu planen als für einen großen. Unsere Körpersprache kann schon ganz schön bedrohlich sein, selbst wenn wir es gar nicht so meinen. Wir neigen uns automatisch vor, wenn wir uns konzentrieren. Und wer aufrecht stehend bei seinem kleinen Hund genau schauen möchte, der neigt sich noch deutlicher vor – einfach, weil man sonst gar nicht mitbekommt, was sich da unten tut. Das ist weder für den kleinen Hund angenehm noch für uns effektiv – wirklich gut sehen kann man in dieser Konstellation nicht.

 

Miteinander auf Augenhöhe

Karin Immler mit Malteser und BordercollieEs hat sich in meiner Hundeschule sehr bewährt, die Arbeitsweise für kleine Hunde entsprechend anzupassen. Sie können mit dem kleinen Hund auf dem Boden sitzend arbeiten. Gemütlich an die Couch gelehnt und auf dem warmen Teppich funktioniert das ganz gut. Falls Sie keine Lust haben, sich auf den Boden zu setzen oder vielleicht nicht so beweglich sind, ist es eine weitere Möglichkeit, den Hund daran zu gewöhnen, auf einem Tisch oder einer Anrichte zu üben.

 

Suchen Sie sich eine rutschfeste Unterlage beispielsweise eine Badematte mit gummiertem Rücken und legen Sie diese auf den Tisch. Wenn Sie den Hund hochheben, sollten Sie das immer vorher ankündigen. Bei uns heißt das Wort „fliegen“ und bevor ich mein 4 ½ Kilo-Hündchen hochhebe, sage ich es ihm „Mogli, fliegen!“. Den Hund ohne Ankündigung einfach vom Boden zu reißen, halte ich für unhöflich und riskant. Schließlich könnte sich mein Hund ja erschrecken, wenn ich ihn so plötzlich in die Luft hebe.

Training nach Maß – auch für die Kleinen

Dann setzen Sie den Hund auf seine neue Trainingsmatte und machen gleich irgendeine nette, kleine Übung, die er gut und gerne ausführt – Click + Belohnung! Ein paar Wiederholungen und als Abschluss gibt es den Jackpot, einige Leckerchen auf der Matte verteilt, die der Hund dort suchen kann. So lernt er schnell, dass die Matte „nett“ ist.

 

Sie selbst können sich dabei ganz gemütlich hinsetzen und gewissermaßen Auge in Auge mit Ihrem Kleinhund üben. Sie sehen gut, was er tut und können entsprechend exakt markieren und belohnen.

 

Die Minis kommen, Hunderunde

 

Achten Sie bitte von Anfang an darauf, dass der Hund sich nur auf der Matte bewegt und nicht darüber hinaus geht. Das könnte ja auch einmal gefährlich sein und Sie möchten schließlich nicht, dass Ihr Kleiner einen Salto von Tisch herunter macht. Wenn das Training vorbei ist, kommt wieder „fliegen“ und der Hund wird nach unten gesetzt.

 

Die Matte eignet sich auch ganz wunderbar, um die Körperpflege darauf durchzuführen oder dem kleinen Hund das Geschirr oder das Mäntelchen anzuziehen. Was immer wir tun, es ist nicht halb so bedrohlich, wenn wir es sozusagen auf gleicher Höhe tun.

 

Probieren Sie es aus, wie Sie und Ihr Hund damit zurechtkommen – ich freue mich auf Ihre Berichte.

 

 

 

Herzlich

Eure und Ihre

Karin Immler

 

Dieser Text wurde ursprünglich für ein Hundemagazin verfasst und ist dort 2016 erschienen.

 

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