Was Wilhelm Busch mit Hundeerziehung zu tun hat?

„Denn früh belehrt ihn die Erfahrung, wenn er schrie bekam er Nahrung.“

Schon Wilhelm Busch, der Schöpfer von Max und Moritz, Die fromme Helene und vielen anderen wunderbaren Bildergeschichten, wusste über die Macht der positiven Verstärkung Bescheid. Inzwischen hat auch Wissenschaft klargestellt, dass es eines der stärksten Prinzipien der Natur ist: Verhalten, das sich lohnt, wird verstärkt gezeigt. Verstärkt heißt schneller, öfter, länger, deutlicher…

Verhalten, das sich lohnt, wird verstärkt gezeigt.

Wenn Sie also im Umgang mit Ihrem Hund nur diesen einen Satz verinnerlichen und im Alltag berücksichtigen, dann ist das sozusagen schon „die halbe Miete“. Denn dann müssen Sie nur noch dafür sorgen, dass sich die „richtigen“ Sachen lohnen, also die Verhaltensweisen, die Sie von Ihrem Hund gerne haben möchten.

Und der Lohn?!

Soweit so gut! Was allerdings erschwerend hinzu kommt, ist die Wahl der richtigen Belohnung. Denn gut gemeint ist noch lange nicht gut belohnt. Ob und wie belohnend Ihre Reaktion ist, das entscheiden nämlich nicht Sie, sondern Ihr Hund. Und dabei übersehen wir mitunter allerhand: So kann zum Beispiel Aufmerksamkeit durchaus belohnend sein, auch wenn sie tadelnd gemeint ist. Wenn Ihr Hund Langeweile hat und an Ihrem Hosenbein kratzt und sie ihn sofort ansprechen (und sich dadurch mit ihm beschäftigen), dann wird Ihr Hund vermutlich schnell lernen: wenn ich Aufmerksamkeit will, dann ran an die Hose! Warten Sie dagegen den Moment ab, in dem die kratzende Pfote wieder auf dem Boden ist und wenden sich dann – freundlich bitte – dem Hund zu, wird er bald verstehen, dass „Pfote auf Hose“ nichts bringt, „Pfote auf Boden“ dagegen schon.

 

Positive Verstärkung erfährt der Hund allerdings nicht nur von Ihnen. Die ganze Umwelt „mischt sich da ein“. Um beim Beispiel mit dem Bellen zu bleiben: Der Briefträger nähert sich, der Hund bellt, der Briefträger entfernt sich. Für den Hund eine tolle Bestärkung „Juhu, das hat geklappt. Ich habe ihn weggebellt!“ (Dass es daher furchtbar ärgerlich ist, dass dieser fiese Briefträger am nächsten Tag trotzdem wiederkommt, ist eine andere Geschichte.)

 

Wenn Sie also mit Ihrem Hund ein bestimmtes Verhalten trainieren möchten, dann sollten Sie auch berücksichtigen, welche Reaktion aus der Umwelt kommen könnte, und die Übungssituation entsprechend verändern.

 

Tante Susi und der Faltenrock

Übrigens gibt es da eine interessante Variante: eine mir persönlich bekannte „Tante Susi“  verabreichte die Köstlichkeiten nicht direkt an Fifi, sonders ließ sie dezent in ihren Faltenrock gleiten, von wo aus die spannenden Bröckchen langsam aber sicher auf den Boden rutschten.

Anders formuliert: Sie möchten, dass Ihr Hund lernt: betteln bei Tisch ist sinnlos! Ihre Tante Susi füttert das gute Tier jedoch hemmungslos unter dem Tisch und jedes Mal wenn Fifi sie anstupst, fällt ein Bröckchen für ihn ab. Jetzt können Sie permanent schimpfen (alle beide!), die Bestärkung, die Fifi bereits durch Tante Susis Reaktion erhalten hat, werden Sie dadurch nicht auslöschen. Ihr Hund hat schon gelernt, betteln ist toll, das lohnt sich! Durch Ihre Reaktion kommt vielleicht noch ein Detail dazu: Betteln lohnt sich, außer Herrchen/Frauchen sieht zu!

 

Also entweder Tante Susi und alle anderen VORHER instruieren, wie sie sich zu verhalten haben, oder für räumliche Trennung sorgen. Und nicht vergessen: Gutes Verhalten (Hund verhält sich höflich) ist nicht selbstverständlich, sondern braucht Bestärkung. Denn dieses Verhalten soll ja mehr, öfter, besser,…werden.

 

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und überlegen Sie, wie viele Verhaltensweisen (gute und schlechte) Ihr Hund schon ganz nebenbei auf diese Art und Weise gelernt hat. Sie werden staunen!

 

Ich wünsche Ihnen viel fröhliches Wedeln in Ihrem Leben und freue mich über Kommentare und Anregungen.

 

Herzlichst
Eure und Ihre
Karin Immler

 

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